Dies zeigte uns, dass nicht nur wir diese langen Strecken zurücklegen, sondern auch im ganz normalen Alltag das Elektroauto durchaus für Marathonstrecken genutzt wird. Eindrucksvoll zeigte dies Amadeus Bürgel aus Nienburg. Er besuchte uns mit seinem Renault ZOE in Hasbergen bei der Taste Kitchen, in Bremen beim Focke-Museum und in Hamburg. Wir nutzten die Gelegenheit und haben ihm einige Fragen gestellt.
Zuerst wollten wir wissen, was ihn an der Elektromobilität am meisten fasziniert:
Dass wir mit den Elektrofahrzeugen die Möglichkeit haben, regenerativ unterwegs zu sein und nicht mehr auf die Verbrennung unserer (irgendwann) endlichen Ressourcen angewiesen zu sein. Zudem begeistert mich der gigantische Effizienzgewinn des Elektromotors gegenüber dem Verbrennungsmotor.
Was sagen Sie zur eTourEurope?
Es war eine klasse Aktion, um auf die Elektromobilität aufmerksam zu machen. Zu zeigen, was möglich ist und für mich persönlich bedeutete es: Viele neue, tolle Menschen kennen zu lernen. Es hat gigantisch viel Spaß gemacht!
Sind Sie im Alltag auf Hindernisse gestoßen, wenn ja welche?
Alles was neu ist, ist erst einmal mit einem Lernprozess verbunden. Am Anfang standen viele offene Fragen, die sich aber nach 50.000km elektrisch alle beantwortet haben und inzwischen Alltag geworden sind. Elektroauto fahren bedeutet mehr, als nur von Benzin auf Strom zu wechseln. Solange man im eigenen Aktionsradius von ca. 70km unterwegs ist und sicher
wieder an seine Ladestation zu Hause kommt, gibt es absolut keine Hindernisse. Erst, wenn man den Bereich um die eigene Ladestation verlässt, stellt sich für mich als größtes Hindernis die zuverlässige und barrierefreie Nutzung der Ladeinfrastruktur dar. Es gibt heute schon eine
extrem große Anzahl an Ladesäulen. Aber manchmal kommt man eben nicht heran, weil Verbrenner-Fahrzeuge davor parken oder mal wieder die richtige Ladekarte fehlt und die Nutzung zu stark reglementiert wurde.
Ladeinfrastruktur: Was würden Sie den zuständigen Politikern sagen wollen?
1.) Schluss mit den Prestige-Ladesäulen in der Innenstadt vorm Rathaus, die von Dienstschluss Freitagmittag bis Dienstbeginn Montagfrüh von öffentlichen E-Fahrzeugen blockiert werden!
2.) Endlich Gas geben beim Aufbau einer Schnelllade-Infrastruktur an den Autobahnknotenpunkten und den Umgehungsstraßen der Städte. So, wie es Tesla mit seinen Superchargern bereits tut. Und dabei bitte nicht nur die Stecker der deutschen Autobauer berücksichtigen, sondern alle gängigen
Europäischen-Schnellladestandards: AC Typ2 43kW, CCS und CHAdeMO. Wir wollen doch schließlich, dass Europa zusammenwächst.
Was treibt Sie an, für die E-Mobility einzutreten?
Die Erkenntnis, das Mobilität auch anders möglich ist, als mit der Verbrennung von Erdöl. Und weiterhin, dass diese andere Mobilität deutlich leiser, deutlich effizienter und auch sauberer ist. Und das Beste: Ganz nebenbei macht die Leistung der Elektrofahrzeuge einfach mehr Spaß, als die der Verbrennungsmotoren.
Was sagen Sie den Skeptikern?
Vor jeglicher Diskussion: Erstmal in ein Elektroauto reinsetzen und selbst erFAHREN. Danach haben sich bei den meisten 90% der Skepsis ganz von selbst erledigt. Und über die restlichen 10% muss man ganz fair und ehrlich sprechen. Wer ganz neu im Thema ist hat natürlich viele Fragen. Ich nehme mir bei jedem Zeit, diese zu beantworten.
Wie viele Elektrofahrzeuge haben Sie in Ihrer Firma?
Bisher 2 Stück, die meine Mitarbeiter und ich selbst sehr gerne fahren. Ich würde am liebsten auch die Montagefahrzeuge elektrisch betreiben: Leider gibt es in der Größe noch kein einziges E-Fahrzeug auf dem Markt. Der Bedarf ist vorhanden. Die Angebote fehlen.
Der 28-jährige Nienburger Amadeus Bürgel stammt aus einem alteingesessenen Familienbetrieb mit 34 Mitarbeitern im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik. Zeitgleich mit dem Bachelor of Engineering Bereich Energie- und Gebäudetechnik, absolvierte er die Meisterprüfung im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk. Berufsbegleitend als Projektleiter im Unternehmen, studiert Amadeus Bürgel im Moment für den Master »Energiesystemtechnik«. www.buergelgmbh.de
Vielen Dank für das Interview Herr Bürgel und vielleicht bis zur eTourEurope 2015!
In den nächsten Tagen lesen Sie hier ein weiteres Interview mit einem wahren Elektromobilisten, der an mehreren Haltepunkten mit seinem(n) Elektrofahrzeug(en) dabei war: Nils Jünger.
Marita Wittner